Anfang 2016 wurde in unsere Werkstatt ein antiker Sekretär eingeliefert. Auf den ersten Blick schien es, dass die Restaurierung nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen soll. Ein weiteres altes Möbelstück, von denen wir bereits einige gemacht haben. Die Wirklichkeit sah jedoch ganz anders aus. Schritt für Schritt haben wir bei der Demontage von einzelnen Möbelteilen immer neue Beschädigungen und Überraschungen entdeckt, die am Anfang nicht sichtbar waren. Sie waren sowohl mit den Bedingungen verbunden, in denen das Möbelstück aufbewahrt wurde, als auch mit dem allgegenwärtigen Spuren von Holzschädlingen.
Eine der größten Herausforderungen war die Tischplatte. Das Furnier war praktisch völlig beschädigt und musste ersetzt werden. Nachdem das Furnier abgenommen wurde, musste die Platte, die über mehrere Jahre feucht war und somit ein Lebensraum für Insekten war, mit Gift behandelt werden. Dasselbe galt auch für andere Holzteile. Die Platte bekam eine neue Furnierbeschichtung und wurde auch mit zusätzlichen Schichten des Außenfurniers verstärkt.
Alle Möbelteile mussten praktisch gründlich repariert werden. Beginnend mit stark beschädigten Füßen in den unteren Partien. Bei allen mussten die beschädigten Teile entfernt und mit neuen ersetzt werden. Dabei wurde das Ziel verfolgt, dass die ursprüngliche Holzstruktur möglichst erhalten bleibt. Zum Schluss wurde jeder Fuß mit Mahagoni-Furnier neu bedeckt.
Große Schwierigkeiten haben uns unerwartet die Schmuckleisten am oberen Sockel bereitet, die in der Vergangenheit wahrscheinlich mit einem Schlag beschädigt wurden. Die Form und das Profil der Leisten waren sehr untypisch, so dass wir keine geeigneten Teile auf dem Markt finden konnten. Die einzige Lösung in dieser Situation war die Bestellung von speziellen Fräsern, die die Abbildung der Leisten mit den Originalprofilen ermöglicht haben.
Die sonstigen Möbelteile – der Aufsatz, die Schubladen und Türen – erforderten eine Stabilisierung und Rekonstruktion nach den anerkannten Methoden der Technik. Dort, wo keine Restaurierung möglich war bzw. die Originalteile fehlten, mussten die fehlenden Teile unter Einsatz von denselben Holzarten, d.h. Mahagoni, Erle und Kiefer, rekonstruiert werden.
Die Schubladen und insbesondere deren Kästen aus Erlenholz konnten dem Einfluss der Zeit und der Insekten nicht standhalten. Im Hinblick auf erhebliche Konstruktionsschäden mussten wir jeweils die Wände und Fächer aller Schubladen rekonstruieren. Die Frontseiten der Türen hatten infolge der schlechten Aufbewahrungsbedingungen Risse in der Struktur. Nach der Beratung mit anderen Restauratoren haben wir beschlossen, die Holzkonstruktion durch Einbringung von stärkenden Leisten zu festigen. Das sehr gut erhaltene Furnier an der Außenfläche hatten wir in unveränderter Form gelassen und nur die Risse mit hartem Wachs gefüllt.
Nach fast drei Jahren hat das Möbelstück seinen Glanz wiedergewonnen und wir hoffen, dass es von seinen Besitzern noch mehrere Jahrzehnte gebraucht werden kann.
Die Restaurierung des Sekretärs war für uns eine weitere interessante Erfahrung.